Kolumne von Stefan Riße 05.05.2024

Wenn ein Markt auf gute Nachrichten nicht mehr reagiert …

Stefan Riße · Uhr
Quelle: Ground Picture/Shutterstock.com

Bis auf Nvidia haben die anderen Magnificent Seven in den USA mittlerweile ihre Quartalsberichte vorgelegt. Alle haben die Analystenerwartungen geschlagen. Dazu kamen Dividendenankündigungen durch Alphabet und ein großes Aktienrückkaufprogramm durch Apple.

Kursverluste gab es dennoch bei Meta, obwohl auch hier Umsatz und Gewinn ebenfalls über den Erwartungen lagen, man störte sich an hohen, zukünftigen Investitionen. Bei Tesla waren die Erwartungen tief, zugegeben, aber am Ende kommt es nur darauf an, dass diese auch geschlagen werden.

Und was für die Magnificent Seven gilt, gilt auch in der bisherigen Quartalssaison für den Rest der Unternehmen, die berichtet haben. Die durchschnittlichen Erwartungen wurden um 8,6 Prozent übertroffen. Das interessante allerdings, die Kursreaktion war mit durchschnittlich minus 0,5 Prozent am Tag nach der Verkündung der Quartalsergebnisse negativ.

Markt zeigt Ermüdungserscheinungen

Üblicherweise hätten bei diesen Ergebnissen die Kurse nach deren Veröffentlichung steigen müssen und auch generell haben wir zuletzt immer neue Rekorde erlebt, wenn die Unternehmen überzeugen konnten.

Das stellt sich in Bezug auf die Ergebnisse für das erste Quartal nun anders da. Der Markt zeigt Ermüdungserscheinungen. Und es gibt das schöne Börsenbonmot: Wenn ein Markt auf schlechte Nachrichten hin nicht mehr steigt, ist er überkauft.

Wenn ein Markt auf schlechte Nachrichten hin nicht mehr steigt, ist er überkauft.

Das könnte aktuell tatsächlich der Fall sein. Viel ist bereits vorweggenommen und so können selbst gute Ergebnisse die Kurse nicht mehr höher treiben. Diese Tatsache kann dann auch eine Indikation für die weitere Börsentendenz in den kommenden Wochen sein. Neue Rekorde halte ich persönlich eher für unwahrscheinlich. 

Egal, wie die Kurse laufen, die Unternehmen sind stark

Guckt man auf die großen Technologiewerte, dann bleibt fraglos wahr, dass es großartige Unternehmen sind. Hohe Gewinnmargen, die sich aufgrund einer großen Marktmacht durchsetzen lassen. Innovative zukunftsgewandte Produkte und Dienstleistungen, Stichwort KI. Letztere wird die Welt sicherlich verändern, so wie einst das Internet die Welt verändert hat. Darauf setzte man an den Börsen Ende der Neunzigerjahre im so genannten Dot.com-Boom. Und die Prognose traf voll ein.

Das Internet veränderte die Art und Weise, wie wir Informationen aufnehmen und wie wir einkaufen. Zusätzlich setzte man damals auch auf das Thema Mobilfunk und mobiles Internet. Auch dies realisierte sich genauso wie erwartet.

Trotzdem schaut man beim Blick auf den Dot.com-Boom vor allem auf das Platzen der damaligen Blase an den Börsen. Viele verbinden diesen Boom deshalb mit erheblichen Kursverlusten. Doch die erlittenen Verluste kamen nicht dadurch zu Stande, dass man sich bezüglich der Trends geirrt hatte. Wie erwähnt, wurden die Visionen Wirklichkeit. Die Aktien waren nur damals viel zu teuer. 

So viel zu teuer wie damals sind die großen Technologiewerte von heute ganz sicher nicht. Auch unterscheidet sie, dass sie bereits eine extrem starke Marktstellung haben. Allerdings muss auch hier davon ausgegangen werden, dass der Weg bei den Kursen nicht geradlinig weiter nach oben läuft, sondern es auch mal längere Durstphasen geben kann, und die können nicht nur Monate, sondern auch mal Jahre andauern.

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